Hallo Welt…
So begann mein Post vor ein paar Wochen und löste eine nicht geahnte Welle des Zuspruchs auf meinen Social Media Kanälen aus. Es war spannend zu sehn, dass es nicht nur mir so geht, sondern auch vielen anderen Menschen um mich herum. Nachdem ich anfing all das Feedback in erster Linie für mich selbst, in zweiter Linie für die Welt da draußen sichtbar zu machen, konnte ich zusehen wie ich mich und sich darauf hin auch mein Umfeld zu verändern begann. Ich habe ein paar Dinge zusammengetragen die ich bemerkenswert finde.

  1. Ich bin nicht allein.
    Was sich wie ein Kalenderspruch liest, war für mich eine Mindestverändernde Erkenntnis. Über das öffentlich machen meines Prozesses schrieben mir so viele Menschen, denen es genauso ging wie mir. Entweder steckten sie selbst in einem ähnlichen Prozess, oder hatten das Thema vor Kurzem selbst. Zu sehen, dass man nicht allein ist, war sehr heilsam und bot mir echten Austausch mit anderen.
  2. Mein nahes Umfeld kritisiert
    Neben all den „Schulterklopfern“ hinterfragten zwei Personen meines direkten Umfeldes mein Vorgehen sehr kritisch. Allen voran meine Frau, die die Bedenken äußerte „zu viel“ von mir Preis zu geben und mich damit selbst unter Druck zu setzen. Ich stellte mir die Frage ob ich mit dem öffentlichen Diskurs nicht nur ein Ablenkungsmanöver geschaffen habe, was das selbe Ziel wie vorab hatte, nämlich Anerkennung zu generieren? Schwere Frage. Kann ein Alkoholkranker ruhig mal ein Bier trinken? Früher hätte mich diese Frage aus den Latschen geboxt und ich hätte mein Vorgehen verteidigt. Ja ich sehe in dem hier eine Challenge für mich selbst, weil ich wieder lernen muss mit öffentlicher Wahrnehmung umzugehen und diese Challenge wird immer ein Thema für mich bleiben.
  3. Weg von mir selbst
    Paradoxerweise bot mir meine Kommunikation über das Thema eine Möglichkeit „weg von mir selbst“ zu kommen. Jeder Post und jeder Like galt eigentlich gar nicht mir. Der Content den ich in den letzten Wochen veröffentlicht habe stammt zu 100% aus Feedback von anderen Menschen. Das Festhalten daran, ausschließlich diese Dinge in meine Feeds zu streuen brachte mich tatsächlich sogar weg von den ewigen Fragen „was gebe ich heute von mir Preis?“. Das war wie digitales Detox und hat mir nach ein paar Tagen sogar Spass gemacht – gerade weil es nicht um mich ging.
  4. Unfollow me please
    Seitdem ich anfing all diese Dinge in meinen Kanälen zu posten, entfolgten mir eine signifikante Anzahl an Menschen. Wenn das sonst passierte, war ich beunruhigt, schob das auf den scheiss Algorithmus und begann große Marketing-Hacks zu erdenken, mit denen ich dagegen vorgehen könnte. Das erste mal war es mir echt scheissegal. Ich hatte dazu echten innerlichen Frieden, denn im Gegenzug schrieb ich mit so vielen Menschen wie noch nie zuvor.
  5. Resonanz
    Ich wollte für mich selbst eine Art Erinnerungsgegenstand schaffen, der mich täglich an mein neues Ziel erinnert. Da ich selbst tätowiere, hatte ich natürlich im Kopf mir das Ding sofort auf die Haut zu stechen – stattdessen gestaltete ich mir ein Armband und bestellt 1+2 (wegen der Versandkosten). Auf mein erstes Posting in einer Story bekam ich gleich die Frage ob sie auch so eins haben könne. Das war cool, weil ich etwas von meiner Erkenntnis für jemanden anders als sichtbares Item weitergeben konnte.
  6. Konflikte lösen ist eine Superkraft
    Ich habe seit dem Beginn dieser Reise mehrere Konflikte lösen können. Konflikte an denen ich in der Vergangenheit beteiligt war. So bekam ich die Chance, nach mehr als 7 Jahren, mich mit meinem damaligen besten Freund auszusprechen und zu versöhnen, was ich und er niemals für möglich gehalten hätten. Oder ein anderer Konflikt, der mir mit einem Kunden unterlaufen war und zu dem ich aufrecht hingehen und mich entschuldigen konnte, mit dem Ergebnis einer herzlichen Umarmung und einer tiefen Wertschätzung meiner Geste. In jeder dieser Situationen konnte ich körperlich spüren wie Energie zurück kam und sich ein extremes Glücksgefühl einstellte.
  7. Konflikte lösen hilft noch mehr Konflikte lösen
    Daraus resultierend standen mir auf einmal Türen offen weitere Themen anzugehen, in denen ich mich bisher im Recht gefühlt habe. Was wäre es wenn ich in der Lage wäre auch diese für mich zu lösen. Einige Situationen rücken damit für mich weit in das Spektrum des Machbaren. Superkraft eben.
  8. Andere Wahrnehmen
    Wie oft habe ich von Anforderung zu Anforderung gelebt, in der Hoffnung dass mich noch stärkeres Strampeln weiter bringt um irgendwann mal Frieden zu finden. Seitdem ich wieder im Einklang mit mir selbst bin, fällt es mir auf einmal leicht meine Umwelt und ihre Bedürfnisse zu sehen. Die Themen der anderen stressen mich nicht, sondern ich erkenne Möglichkeiten des „Gebens“ und finde selbst darin so etwas wie Glück ohne mich zu verausgaben.
  9. Output
    Nachdem ich in 2019 kaum ein paar sinnvolle Zeilen zusammen gebracht bekommen habe, bin ich endlich wieder kreativ. Ich kann Schreiben, habe Ideen für Musik, spüre wie alles vor mir liegt und ich nur zugreifen muss um es in Kunst zu verwandeln.
  10. Offen Zugeben wenns mir nicht gut geht
    „Wie gehts dir?“, „Gut soweit“, meine Antwort. Nein. Mir geht es nicht immer gut. Manchmal hat man auch nicht gleich eine Antwort auf das „Warum“, aber ich habe es tatsächlich in den letzten Wochen geschafft, das für mich zu artikulieren, auch ohne die Ursache zu kennen. Manchmal hat man halt nen scheiss Tag und das ist auch ok. Daran stirbt nicht mein Weg oder meine Glaubwürdigkeit. Ich muss keinem etwas beweisen. Gute Erkenntnis.

Ich bin auf jeden Fall gespannt wohin mich dieser Prozess hier weiterhin führt. Als Mensch als auch als Künstler. Teil mir gern Deine Gedanken dazu mit, ich freue mich über den Austausch, deine Kritik oder deinen Kommentar.

Jonny